„Eiswein“ – Was tun, wenn die Weinlieferung gefroren ist?

15. Oktober 2015

Draußen sind es -12 °C, es klingelt an der Tür und die vor drei Tagen bestellte Weinlieferung kommt. Voller Vorfreude über die Gaumenfreuden in spe öffnen Sie das Paket und stellen fest, dass der Wein im Bereich des Flaschenhalses gefroren ist. Und nun?

Was passiert, wenn Wein friert?

Zunächst einmal stellt sich die Frage, ob es denn nun überhaupt so dramatisch ist, wenn Wein friert. Ist es, wissen die Experten! Klaus Rufli von der DLG meint: „Es muss auf alle Fälle vermieden werden, dass der Wein gefriert. Die dann ausfallenden weineigenen Eiweiße führen alleine oder zusammen mit Polyphenolen zu Trübungen.“

Auch das physikalische Gleichgewicht der ‚alkoholischen Lösung‘ Wein wird gestört: Der Mineralstoff-Haushalt gerät durcheinander, da der Lösungskoeffizient von Kalium zum Beispiel temperaturabhängig ist. Dadurch kann sich ungewollt Weinstein absetzen, wodurch wiederum der Säuregehalt im Wein sinkt.

Auch der zuckerfreie Extrakt vermindert sich bei gefrorenem Wein. Der Wein schmeckt dadurch milder und ist weniger prägnant.

Ab -5 °C gefroren, aber schon ab +8 °C Geschmackseinbußen

Wein mit ca. 12 %vol. Alkohol und einem durchschnittlichen Extraktgehalt von ca. 28 g/l gefriert bei rund -4,7 °C. Hat der Wein 14 %vol., friert er erst bei -5,7 °C. Rolf Zimmermann, Weinanalytiker der Schweitzer Agroscope ACW, gibt jedoch zu bedenken, dass ein qualitätsmindernder Effekt schon viel früher eintreten kann: „Manche Rotweine sind nur bis +8 °C kältestabilisiert.“ Darunter kommt es zu den oben genannten Löslichkeitsproblemen und zu irreversiblen Ausfällungen und Trübungen.

Da die Frachtzentren nicht durchgehend geheizt sind und die Lkws oft länger als acht Stunden unterwegs sind, ist es bei Minusgraden daher gar nicht so unwahrscheinlich, dass es dem Wein mal zu kalt wird.

Vor der Bestellung einen Blick auf die AGB und die Wetterkarte!

Was ist nun zu tun, wenn der Wein als (Eis-)wein geliefert wird? „Eigentlich ist der Absender dafür verantwortlich, dass die Ware den Adressaten ordnungsgemäß erreicht.“, gibt die DHL Auskunft. Bei einem Blick in die AGB vieler Lieferanten stellt man allerdings fest, dass das Transportrisiko oft auf den Besteller abgewälzt wird. Seriöse Versender haben eine Transportversicherung abgeschlossen, die sie dem Kunden gegen einen kleinen Obolus (mitunter aber auch kostenlos!) anbieten. Wem das zu teuer ist, bleibt nur der Blick auf die Wetterkarte.

Alternative: „Heatpacks“

Einen gewissen Kälteschutz bieten zwar auch die normalen stoßfesten Weinverpackungen, aber das Wärmepolster ist bei Minusgraden schnell verpufft. Wer sichergehen möchte, sollte beim Weinlieferanten mal nach einer Methode fragen, die beim Versand von Zierfischen bereits etabliert ist: so genannte „Heatpacks“. Diese „Heizkissen“ geben nach Aktivierung kontinuierlich Wärme ab und schützen den Wein, wenn er zusätzlich in Styropor verpackt ist, mehr als 24 Stunden. Ein Paket würde dadurch nur um drei bis fünf Euro teurer werden.

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