Sauvignon Blanc: Deutschland goes „International“

2. Oktober 2015

Wer das Angebot deutscher Weine aufmerksam verfolgt, wird seit einiger Zeit immer häufiger auf einen Sauvignon Blanc treffen. Ob nun Mode oder nicht – Wie kommt es, dass die Traube auf einmal in aller Munde ist?

Sauvignon Blanc: Der Shooter

Hatte die Rebsorte Ende der 90er Jahre praktisch noch gar keine Bedeutung in Deutschland, rückte sie von 2001 (Platz 51) über 2009 (Platz 23) bis heute  auf Platz 16 der angebauten Rebsorten auf. International ist sie hinter dem Chardonnay schon länger die wichtigste Rebsorte. Darin könnte auch schon der erste Grund für die steigende Beliebtheit in Deutschland liegen. Der Sauvignon trifft, so wie er heute ausgebaut wird, offenbar den allgemeinen Geschmack. Und was man am Wein aus Frankreich oder Neuseeland schätzt, gefällt auch, wenn der deutsche Winzer es nachmacht. Die steigende Beliebtheit wird auch unterstrichen durch die in den letzten Jahren stetig ansteigende Anstellung von Sauvignon zur Bundesweinprämierung der DLG.

Der Geschmackliche „Sunny boy“

Ein sortenreiner Sauvignon Blanc hat einen unnachahmlichen Mineralton gepaart mit einer unterstützenden Säure. In der Nase nimmt man Stachelbeere und grüne Aromen wahr. Die Weine schmecken sehr häufig angenehm frisch. Nach dem Boom der oft recht schweren, alkoholreichen Rotweine in den letzten Jahren, ein durchaus nachzuvollziehender „Schwenk“. Zudem macht der Sauvignon es auch dem ungeübten Weintrinker einfach. Der Geschmack ist leicht wiederzuerkennen. Man muss den Wein nicht erklären. Er spricht für sich.

Klimawandel, einmal positiv

Ausgerechnet der Klimawandel mit seinen ganzen negativen Eigenschaften bescherte den Sauvignon blanc in Deutschland in den letzten Jahren bessere Bedingungen. Das Weinmagazin „falstaff“ berichtet, dass die für den Anbau nötige Wärmeindex-Summe inzwischen im Rheingau, Württemberg und der Pfalz erreicht werden. Somit können immer mehr „Exoten“ auch in Deutschland angebaut werden.

Müller-Thurgau vs. Sauvignon blanc

So schnöde der Name als Grund für den Kauf eines Weines sein mag, er ist nicht unerheblich. Nicht ohne Grund hat man sich, nachdem der Müller-Thurgau trockener ausgebaut wurde, von seinem Namen getrennt und ihn Rivaner genannt. Und auch der Ruländer wurde erst zum Grauburgunder und ist inzwischen auch in Deutschland mitunter  als „Pinot grigio“ zu finden. So verheißt auch der Sauvignon blanc wohl auch ein Hauch von Süden.

Muss immer getan werden, was machbar ist?

Bei allem Optimismus der Winzer über den Sauvignon-Boom, gibt es auch kritische Stimmen. Wie der bereits beim Rotwein einsetzende Trend, Weine vermehrt für den internationalen Durchschnittsgeschmack zu erzeugen, könnte dies nun auch für Weißweine beginnen. Deutsche Winzer sind bekannt für ausgezeichnete Rieslinge, den Müller-Thurgau (Rivaner) oder auch den Silvaner. Nicht nur, dass die Weine international große Anerkennung erhalten. Auch das Know how der Herstellung hat sich über Jahrhunderte perfektioniert. Wenn man bei Rebsorten, die in anderen Ländern eine ähnlich lange Tradition haben mitmischen will, muss man sich wohl schon anstrengen.

Die beste Entwicklung wäre wohl die, wenn sich der Boom, so wie meist, nach gewisser Zeit legt und die Auswahl für den Weinfreund um eine Variante reicher geworden ist.

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