Das Familienweingut – Spannungsfeld zwischen Geschäft und Emotionen

7. Februar 2019

Als Eigentümer oder Betreiber eines Weingutes geht man wahrlich nicht „einfach so“ einem 08/15-Job nach. Vielmehr sind der Winzer und seine Liebsten mit vollem Herzen bei der Sache – buchstäblich mit Leib und Seele. So hört ein Tag im Weinberg nicht etwa auf, wenn die Stechuhr dröhnt. Denn derartige Dinge gibt es dort nicht. Vielmehr sind lange Arbeitstage, oft bis tief in die Nacht hinein, nichts Ungewöhnliches. Gerade in der Zeit der Lese müssen alle, die auf dem Weingut leben und arbeiten, Abstriche hinsichtlich ihrer Freizeitplanung machen. Als (Unternehmer-)Paar gemeinsam Zeit miteinander zu verbringen oder die Möglichkeit, sich mal für ein paar Stündchen zurückzuziehen und eine „Atempause“ einzulegen, ist da nur selten möglich.

Man hält zusammen – in fast allen Bereichen

Im Winzeralltag packen alle mit an: Vater, Mutter, Kinder und meist auch die Großeltern. Alles geht Hand in Hand. Zeit für Zweisamkeit bleibt oft nicht. Die Liebe zwischen zwei Menschen bleibt dadurch mitunter auf der Strecke. Wenn man sich den ARD-Film „Weingut Wader“ anschaut, wird sehr schnell klar, was es tatsächlich bedeutet, ein Weingut zu führen, sich im harten Wettbewerb durchzusetzen und die Kundschaft mit immer wieder neuen Ideen zu begeistern.

Ein altes Sprichwort lautet: „Suche dir einen Job, den du liebst. Dann musst du nie wieder arbeiten.“ Genauso verhält es sich auch aus der Sicht erfolgsorientierter Weinbauern. Mit großem Engagement, tiefer Leidenschaft, mit Kompetenz sowie natürlich mit viel Liebe zu dem, was er tut, führt der Winzer das Weingut. Die Partnerin kümmert sich um Marketing, Buchhaltung und Vertrieb, und sie übernimmt außerdem die organisatorischen Dinge. Nicht zuletzt müssen auch die Kinder versorgt werden. Ganz abgesehen davon erledigt sich auch die Hausarbeit nicht von selbst.

Alle gemeinsam – oder jeder für sich?

Damit alles reibungslos über die Bühne gehen und die Wertigkeit der kostbaren Reben optimal ausgeschöpft werden kann, ist es unerlässlich, sich mit dem Lebenspartner abzusprechen. Immer wieder neu zu organisieren. Den Tag zu planen – und zwar sowohl in unternehmerischer Hinsicht, als auch mit Blick auf den familiären Alltag. Denn der sollte auch nicht zu kurz kommen. Versteht sich. Wie sonst sollte das Winzerunternehmen sonst dauerhaft erfolgreich fortbestehen können? Im Idealfall hat das Winzerpaar die Familie „im Rücken“. Die Erfahrung zeigt hierbei jedoch, dass auch dies manchmal zu Schwierigkeiten führt. Was, wenn es beispielsweise Diskrepanzen mit den Schwiegereltern gibt, die ebenfalls auf dem Winzergut leben? Unter solchen Voraussetzungen ist Streit oft vorprogrammiert. Je nach Intensität wirkt sich eine solche Konstellation negativ auf die Arbeit sowie auf das Zusammenleben insgesamt aus. An dieser Stelle zeigt ein Blick auf das Wein-Projekt „Miraval“ von Angelina Jolie und Brad Pitt deutlich auf, wie sehr der Erfolg eines Weingutes auch von der Stärke der Partnerschaft abhängt.

Ist die Liebe eines Tages nicht (mehr) stark genug, kommt es, meist nach intensiven Auseinandersetzungen mit sich selbst und dem Partner häufig zu Trennung. Für Kinder und Angehörige, aber auch das Weingut im besten Fall zu einer einvernehmlichen Scheidung. Spätestens wenn das tägliche Aufreiben und Schuften im Weinberg, die Zwistigkeiten mit den Schwiegereltern oder auch der ständige Kampf um den Erhalt der Existenz allzu zermürbend werden, ist es Zeit, umzudenken und das eigene Leben neu zu konzeptionieren. Meist sind von derartigen Veränderungen auch alle anderen Familienangehörigen betroffen.

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