Einkaufen!

13. Oktober 2015

Begleitend zu der Ausstellung „Einkaufen!“, die bis April 2006 in der Domäne Dahlem zu erleben war, ist ein gleichnamiges Buch erschienen, das über die scheinbar banalste Sache der Welt ausführlich und überaus spannend informiert. Nicht nur, dass man sein eigenes Einkaufsverhalten plötzlich besser versteht, man ist auch verblüfft, wie kurz wir erst im heute selbstverständlichen Schlaraffenland leben.

23 Blickwinkel zum Thema „Einkauf“

Anfangs mag man kaum glauben, dass tatsächlich über 260 Seiten zum Thema „Einkaufen“ geschrieben werden können. Vertieft man sich aber erst einmal in diesem informativen Band zur Berliner Ausstellung, wird deutlich, dass das Buch gut doppelt so dick hätte ausfallen können.

Über 20 Autoren widmen sich dem Thema „Einkaufen“ von ganz unterschiedlicher Seite und doch erscheint das Buch wie aus einer Feder geschrieben. Beleuchtet werden drei Themenschwerpunkten – die Bereiche „Handel“, „Lebensmittel“ und „Käufer bzw. Konsument“.

Guter Aufbau in drei Abschnitten

Der Abschnitt „Handelsorte“ klärt über den Wandel des Handels während der letzten 200 Jahre auf. Mit Staunen liest man da, welch entscheidende Veränderungen der Handel von der Verkaufsauslage zum Verkaufsraum mit sich brachte und warum die Zahl der Discounter so rapide zugenommen hat.

Das Kapitel „Lebensmittel“ führt vor Augen, wie schnell sich das Lebensmittelsortiment in den letzten 100 Jahren verändert hat, welche Bedeutung die „Marke“ beim täglichen Einkauf hat und wie sich der Siegeszug der Tiefkühlkost in Gang gesetzt hat. Auch ein kritischer Blick auf das Thema „Kinder als Konsumenten“ und ein Beitrag der Verbraucherschutzorganisation „foodwatch“ fehlen nicht.

Der letzte Abschnitt „Konsumenten“ gibt Einblicke in die Psyche des Einkaufenden. Neben historischen Betrachtungen widmen sich die Autoren auch spezielleren Einkaufs-Situationen, so zum Beispiel während der Krisenzeiten nach den beiden Weltkriegen oder im Sozialismus. Ein Artikel über das geschlechtsspezifische Einkaufen dürfte so manchem Leser einen Spiegel vorhalten und auch das Einkaufen in Bioläden birgt viele interessante Details.

Kritik? Eher „Jammern auf hohem Niveau“

Ergänzt werden die Kapitel durch Fragen zur Zukunft des Einkaufens und der Lebensmittel, beantwortet von fünf Experten aus den verschiedensten Bereichen. Die Antworten sind durch ihre speziellen Blickwinkeln geprägt und so interessant, dass man sich noch mehr davon gewünscht hätte. Neben der unübersichtlichen Zeitleiste, die die Einführung innovativer Produkte und Neuerungen im Bereich „Handel“ in Bezug zu wichtigen Ereignissen aus Politik und Wirtschaft setzt, ist dies aber der einzige Kritikpunkt des Buches. Ein wenig liebevoller gestaltet, würden die vielen „Aha-Momente“ dem Leser noch mehr Freude bereiten.

Dass die Herausgeber dazu durchaus in der Lage waren, beweisen sie zum Beispiel durch die amüsante Idee, die 23 Autoren in ihrer Kurzvorstellung ihr eigenes Einkaufsverhalten erläutern zu lassen.

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