Würzen – Ein Drehbuch fürs Kochen

12. Oktober 2015

Bettina Matthaei ist die Autorin des im Sommer 2004 erschienenen GU-Buches „Würzen“ und gleichzeitig auch Drehbuchautorin. Vielleicht ist ihr Beruf der Grund dafür, dass „Würzen“ so und nicht anders geworden ist. Das Besondere an dem Rezeptband – der im Prinzip weit mehr als eine bloße Sammlung von Rezepten ist – sind nämlich die bis zu vier Varianten, die zu einem Grundrezept angeboten werden. Ähnlich der Konzeption eines Filmes hat die Autorin durch die Wahl verschiedener Gewürzvarianten, den Rezepten so völlig verschiedene Wendungen beschert. Mit anderen Worten: Die Möhrensuppe mit Kokos, Curry und Limette hat mit der Ingwer-Avocado-Variante ungefähr so viel gemeinsam wie ein Liebesfilm mit einem Krimi.

Ein Kochbuch für Weinfreunde und Aromadetektive

Weinfreunde, die sich bedingt durch ihr Hobby oder ihre Leidenschaft gerne auf Aromaspurensuche begeben, werden dieses Buch schnell in ihr Herz schließen. Wie bei einer Weinprobe kann man viele der Rezepturen tatsächlich im Rahmen eines Essens nebeneinander kochen und so die unterschiedlichen Varianten beurteilen, so zum Beispiel die Couscous-Variationen. Bei anderen Rezepturen ist der Aufwand größer. Bei Gulasch oder Bratkartoffeln muss man, um die verschiedenen Versionen zugleich testen zu können, parallel mit mehreren Töpfen oder Pfannen hantieren.

Ein Workshop, der Spaß macht

Das Buch beginnt mit einem Workshop, der sich den fünf Geschmacksrichtungen salzig, scharf, sauer, bitter, süß sowie einigen Gewürzmischungen widmet. Erläutert werden dabei die Gewürze, die die Geschmacksempfindungen hervorrufen, wobei man durchaus Neues erfahren kann. Haben Sie einem Gericht die nötige Säure schon einmal durch Mangopulver und Granatapfel gegeben? Oder eine feinbittere Note durch Schwarzkümmel und Walnüsse hervorgerufen? Anders als der letzte Satz vermuten lässt, muss für die Besorgung der Zutaten aber nicht der nächste Gewürzgroßhandel aufgesucht werden. Der Großteil der Gerichte lässt sich mit Zutaten aus dem nächsten Supermarkt kochen.

Rezeptteil mit vielen Anregungen

Den Hauptteil des Bandes macht der Rezeptteil aus, in dem zu jedem Gericht ebenfalls einige Würzvarianten angegeben sind. Wem das parallele Probieren verschiedener Geschmacksvarianten zu viel ist, aber Lachs gerne auch mal mit einer asiatischen Würzvariante probieren möchte oder sich Pesto zu Nudeln auch mit Koriander und Walnuss vorstellen kann, der wird hier sicher fündig.

Für wen ist „Würzen“ was und für wen nicht?

„Würzen“ ist etwas für Menschen, die meinen, eigentlich gar kein Kochbuch zu benötigen, weil sie Kochen als kreativen Vorgang begreifen, in den sie sich nicht hereinreden lassen wollen. Aber bedenken Sie, jede Kreativität benötigt Anregungen. Und die bietet dieses Buch in Hülle und Fülle. Ferner werden experimentierfreudige Hobbyköche und Weinfreunde ihre Freude haben. Wer aber auch in Indien auf sein Schnitzel mit Pommes nicht verzichten möchte oder wer gerne vorher wissen will, was ihn beim Essen geschmacklich erwartet, wer im Restaurant keine Königsberger Klopse isst, weil sie sicher nicht so schmecken wie die von „Muttern“, der wird an „Würzen“ keine Freude haben.

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