Mallorcas Weinkultur vom ersten Tropfen über Bodegas bis zum Weinexpress

16. September 2019

Es ist nicht verwunderlich, dass Mallorca oft mit dem Ballermann, traumhaften Stränden und Badeurlaub in Verbindung gebracht wird. Nicht selten steht die Baleareninsel genau damit in der Öffentlichkeit. Aber Mallorca hat weitaus mehr Facetten, wie sich beispielsweise anhand der langjährigen Weinkultur erkennen lässt. Bereits 123 vor Christus brachten die Römer die edlen Tropfen auf die Insel. Wie sich diese Weinkultur auf Mallorca weiterentwickelt hat und was Weinliebhaber heutzutage vor Ort erwartet, das verrät dieser Beitrag.

Die historische Entwicklung: Weinkultur auf Mallorca

Schon seit den 1950ern zählt die größte Insel der Balearen zu den beliebtesten Urlaubs- und Ferienzielen. Kein Wunder, denn hier kehren Reisende dem Alltag zwischen faszinierenden Landschaften und kulinarischen Köstlichkeiten den Rücken. Genauso soll es im Urlaub sein. Mallorca ist aber schon vor dem Tourismus-Boom der heutigen Zeit ein beliebtes Ziel gewesen. Vor allem die Römer etablierten eine bis heute wichtige Kultur auf der Insel, und zwar die Weinkultur.

Es dauerte nicht lange und König Jaume I. sorgte dafür, dass der Anbau von Wein zur Tradition wurde. Schon im 15. Jahrhundert gab es zahlreiche Weinkeller auf Mallorca, weshalb zum Ende des 19. Jahrhunderts ein regelrechter Anbau- und Export-Boom, die Insel reicher machte. Grund dafür war, dass die Reblaus zuvor so gut wie alle Rebstöcke in Frankreich, Portugal, Italien, Deutschland und der Schweiz zerstört hatte. Dadurch wurde der mallorquinische Wein zum heißbegehrten Gut, sodass 1880 knapp 500.000 Hektoliter ins Ausland exportiert wurden.

Allerdings hielt diese Freude nicht lange vor, denn in den Jahren von 1891 bis 1895 eliminierte die Reblaus auch die spanischen Weinstöcke. Dadurch wurde der damals wichtigen Haupteinnahmequelle der Insel erst mal ein Ende bereitet. Nicht lange danach sorgte zudem der 1. Weltkrieg für einen problematischen Wiederaufbau und eine stagnierende Produktion. Es dauerte ein ganzes Jahrhundert, ehe sich der Weinbau auf Mallorca wieder rehabilitieren und von der Plage der Reblaus erholen konnte.

Weinanbau auf Mallorca im 21. Jahrhundert

Wer die heutige Weinwelt von Mallorca kennenlernen und unter der Sonne der Baleareninsel den ein oder anderen köstlichen Tropfen genießen will, der ist mit einer Weinreise gut beraten. Hier bewegen sich Genießer auf den Spuren des mallorquinischen Weins und lassen sich in den mittlerweile wieder zahlreich vorhandenen Bodegas verwöhnen. Weinkenner wissen wahrscheinlich, dass Binissalem und Pla i Llevant zu den ersten Weinbaugebieten der Balearen zählen, die mit dem Prädikat D.O. ausgezeichnet wurden. Ausgeschrieben heißt das „Denominación de Origin“. Es steht für eine kontrollierte Herkunftsbezeichnung und sagt aus, dass es sich um einen spanischen Qualitätswein handelt.

Übrigens gehören heute einige Weißweine aus mallorquinischem Anbau zu den besten Weinen in Spanien. Es macht daher Sinn, sich in einer Bodega, einem Weinkeller oder auf einem Weingut auf Mallorca zu den einzelnen Sorten beraten zu lassen. Wer individuelle Stile und Geschmacksrichtungen bevorzugt, wird auch hier auf der Insel fündig. Denn, insbesondere junge Winzer probieren sich gerne aus und experimentieren mit den Rebsorten, ohne sich dabei an Beschränkungen oder Auflagen zu erhalten, die ein Wein erfüllen muss, um die mallorquinische Bezeichnung „D.O.“ zu erhalten. In den Auflagen ist genau festgehalten, wie die Weine produziert, angebaut, hergestellt und zusammengesetzt werden müssen.

Gut zu wissen: Diese oben genannten Weine bekommen durch diese „Experimente“ allerdings nicht das oben genannte Prädikat „D.O.“, sodass sie beispielsweise in Restaurants als Tafelweine serviert werden. Auf Mallorca stehen Tafelweine aber schon lange nicht mehr für schlechtere Qualität, sondern für moderne Innovation.

Welche Vorteile bietet die Insel und was macht den mallorquinischen Wein so besonders?

Sowohl die Bodegas als auch die Weingüter sind in der Regel mit alten Gewölben ausgestattet, wo der Wein in Fässern gelagert wird.

Weinliebhaber, die sich schon einmal auf Genussreise durch Spanien begeben haben, wissen vermutlich, warum die Weine aus den südlichen Ländern so köstlich sind. Ein wichtiger Faktor, der den Erfolg des mallorquinischen Weins maßgeblich bestimmt, ist das milde Klima. Es bietet ideale Bedingungen für den Weinanbau, da die Insel sowohl weniger Niederschlägen als auch nicht zu kalte Wintermonate zu verzeichnen hat. Dadurch können die Trauben stark und ungestört wachsen. Zudem sorgen die Berge dafür, dass die Weinstöcke vor den kälteren Winden aus dem Norden geschützt sind.

Auch in puncto Bodenbeschaffenheit ist Mallorca ein Mekka für Winzer. Die kalkreichen Böden schaffen beste Bedingungen, damit die Trauben optimal reifen können. Unter der warmen südlichen Sonne bekommen diese den typischen Geschmack der Insel. Darüber hinaus gibt es aber noch etwas, das dazu beiträgt, dass die Weine so köstlich schmecken. In den Bodegas, so werden die spanischen Weinkeller bezeichnet, gibt es unterirdische Gewölbe, welche für eine optimale Lagerung des Weines zuständig sind. Die Fässer halten die edlen Tropfen auf einer bestimmten Temperatur und konservieren sie bei einer gewissen Luftfeuchtigkeit.

Weingüter, Weinexpress und Weinfeste – Mallorca lebt die Weinkultur bis heute

Bis heute nimmt der Wein auf der Baleareninsel einen hohen Stellenwert ein, sodass die Weinkultur im 21. Jahrhundert auf vielseitige Art und Weise zelebriert wird.

Aktuell sind ungefähr 2.500 Hektar der Insel mit Weinreben bestückt, sodass jährlich eine große Traubenlese auf den Weingütern stattfindet. Es lohnt sich vor Ort eine Weinprobe zu machen. In der Regel reichen die mallorquinischen Winzer auch ein paar kulinarische Köstlichkeiten dazu. Eine Kombination, die beispielsweise immer funktioniert, ist das Duo aus Wein und Brot. Damit lässt sich der Gaumen hervorragend neutralisieren, bevor der nächste Wein probiert wird. Empfehlenswert ist die Besichtigung eines älteren Weingutes, wo das Keltern schon lange Tradition hat.

Wer seinen Wein lieber mit etwas mehr Stimmung genießt, der besucht eines der berühmten Weinfeste wie das in Binissalem. Hier wird knapp zwei Wochen lang mit allem Drum und Dran zelebriert. Beliebt ist vor allem das Trauben-Wett-Treten nach alter Tradition. Weinliebhaber, die sich gern auf einer Tour durch die Weinanbaugebiete im Landesinneren führen lassen, steigen in Santa Maria del Cami in den Weinexpress ein. Der Mini-Zug bringt Reisende auf einer vierstündigen Tour durch die Berge, bei welcher Weine, Olivenöl, Konfitüren und Gebäck verkostet werden.

 

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