Nicht nur zur Sommerzeit: Der Trend zu leichten Weinen

14. März 2016

In den vergangenen Jahrzehnten sind sie immer seltener geworden, die so genannten „leichten“ Weine, jene spritzigen Tropfen, die weniger als 12 Volumenprozent Alkohol enthalten, dennoch trocken sind und so gerne als Sommerweine bezeichnet werden. Viele Weinfreunde haben ihr Comeback gefordert, denn für bestimmte Anlässe sind sie unverzichtbar, etwa wenn die Temperaturen klettern und das körperreiche, alkoholstarke Pendant einfach nicht passen will. Aber auch in kühleren Jahreszeiten bereiten die herrlichen Tropfen Genuss und haben sich längst zu einem neuen Weinstil etabliert.

Verändertes Ernährungsbewusstsein

Leichte Weißweine sind ausgezeichnete Essensbegleiter, wenn frische Gerichte mit Salaten und Gemüse den Vorzug haben. Damit folgen diese Weine auch einem Trend, der mit einem veränderten Ernährungsbewusstsein einhergeht und eine gesündere und fettarme Kost bevorzugt. Mit ihrem geringeren Alkoholgehalt lassen sie sich hervorragend kombinieren mit scharf gewürzten asiatischen Speisen, weil sich der Geschmackseindruck von Schärfe durch Alkohol intensiviert.

Kühlere Lagen

Viele Winzer sind dem Trend gefolgt und bieten inzwischen im Rahmen ihres Gesamtsortiments wenigstens einen oder zwei Weine an, deren Alkoholgehalt bei nur etwa 11 Prozent liegt. Das erfordert Fingerspitzengefühl, das bereits im Weinberg beginnt, denn ganz einfach ist es nicht. Die Herausforderung entsteht, wenn relativ wenig Alkohol, eine geringe Restsüße und gleichzeitig eine ansprechende Aromenfülle gefragt sind. Da Alkohol als Geschmacksträger im Wein fungiert, ist es weitaus schwieriger, die Aromenvielfalt eines leichten, alkoholärmeren Weines zu gewährleisten. Alkohol entsteht durch die Gärung von Traubenzucker, der wiederum durch die Photosynthese unter der Einwirkung von Sonnenlicht gebildet wird. Mit der Tendenz zur späten Lese erhöht sich der Zucker- und Aromengehalt in den Trauben, die Folge sind höhere Alkoholwerte.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die zu erwartenden Alkoholgrade bereits im Weinberg ein wenig zu drosseln und leichtere Weine zu erzeugen: Dazu gehört – neben der Wahl geeigneter Rebsorten – die etwas frühere Traubenlese Ende September, die jedoch insofern problematisch sein kann, als eine physiologische Reife des Traubenguts immer Voraussetzung für die hohe Qualität eines Weines ist. Wer jedoch den rechten Zeitpunkt für die Ernte wählt, ist auf der sicheren Seite. Einige Winzer entfernen noch relativ kurz vor der Lese Laub, wodurch die Bildung von Traubenzucker vermindert wird. Bei der Kellerarbeit sind schließlich Gärführung und die Wahl der Hefe von Bedeutung, wenn ein leichterer, fruchtbetonter Wein entstehen soll.

Charakteristische Säure

Deutsche Weinanbaugebiete sind mit ihrer Lage an der Nordgrenze des weltweiten Weinbaus trotz der klimatischen Veränderungen noch immer prädestiniert für den Ausbau dieser Weine. Die typischen und klassischen deutschen Weißweinrebsorten wie Riesling, Silvaner, Müller-Thurgau, Elbling oder Rivaner, aber auch der württembergische Trollinger, prägen ihre charakteristische Säurestruktur am besten aus, wenn sie etwas kühlere Bedingungen finden. Durch die langsamere Reife behalten sie ihre fruchtigen und frischen Aromen und sind gelungene Vertreter für den leichten Weingenuss. Gerade diese Rebsorten eignen sich aufgrund der ihnen eigenen Charakteristik besonders gut für diesen Ausbaustil. Sie wirken oftmals leicht, auch wenn der Alkoholgehalt etwas höher liegt. Denn ob ein Wein als leicht oder schwer empfunden wird, hängt nicht zuletzt von seinem Gehalt an Säure, Kohlensäure und Extrakt ab und hier wiegen die Stärken deutscher Weinanbaugebiete ebenso wie das Können des Winzers.

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