Sommerweine

31. März 2016

Ein ungebrochener Trend gilt der Nachfrage nach leichten, sogenannten Sommerweinen. Für den Anbau dieser alkoholschwächeren „Leichtgewichte“ sind deutsche Weinanbaugebiete mit ihrer Lage an der Nordgrenze des weltweiten Weinbaus trotz der klimatischen Veränderungen noch immer prädestiniert.

Typische und klassische deutsche Weißweinrebsorten wie Riesling, Silvaner, Müller-Thurgau, Elbling oder Rivaner, aber auch der rote Trollinger aus Württemberg, prägen ihre charakteristische Säurestruktur am besten aus, wenn sie in kühleren Lagen wachsen. Durch die langsamere Reife bleiben ihre fruchtigen und frischen Aromen erhalten. Ob ein Wein als leicht oder schwer empfunden wird, hängt auch von seinem Gehalt an Säure, Kohlensäure und Extrakt ab. Hier wiegen die Stärken deutscher Weinanbaugebiete ebenso wie das Können des Winzers.

Zahlreiche Weinbaubetriebe sind dem Trend gefolgt und bieten heute im Rahmen ihres Gesamtsortiments einen oder zwei Weine an, deren Alkoholgehalt bei rund elf Prozent liegt. Die Arbeit beginnt auch hier bereits im Weinberg. Wenn relativ wenig Alkohol, eine geringe Restsüße und gleichzeitig eine ansprechende Aromenfülle gefragt sind, bedeutet das sorgfältige Vorarbeit. Alkohol ist ein Geschmacksträger des Weins.
Daher ist es schwieriger, einem leichten, alkoholarmen Wein ausreichende Aromenvielfalt zu verleihen. Alkohol entsteht durch die Gärung von Traubenzucker, der wiederum durch die Photosynthese unter der Einwirkung von Sonnenlicht gebildet wird. Mit der Tendenz zur späten Lese erhöht sich der Zucker- und Aromengehalt in den Trauben, die Folge sind höhere Alkoholwerte.

Fingerspitzengefühl

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die zu erwartenden Alkoholgrade bereits im Weinberg etwas zu drosseln und leichtere Weine zu erzeugen: Dazu gehört neben der Wahl geeigneter Rebsorten die etwas frühere Traubenlese Ende September. Die Festlegung dieses Lesetermins kann insofern problematisch sein, als die physiologische Reife des Leseguts immer Voraussetzung für die hohe Qualität eines Weines ist. Mit Fingerspitzengefühl wählt der Winzer den rechten Zeitpunkt für die Ernte. Manche Betriebe entfernen noch kurz vor der Lese Laub, um die Bildung von Traubenzucker zu vermindern.

In der Weinbereitung sind Gärführung und die Wahl der Hefe wichtig, wenn ein leichterer, fruchtbetonter Wein entstehen soll.

Viele Weinfreunde freuen sich über die Rückkehr der „leichten Weine“, die bis vor wenigen Jahren kaum noch zu finden waren. Sie bereiten Genuss auch in der kühleren Jahreszeit und sind ausgezeichnete Essensbegleiter zur Frischeküche. Nicht zuletzt folgen diese Weine auch einem neuen Ernährungsbewusstsein, das gesündere und fettarme Kost favorisiert. Weine mit geringem Alkoholgehalt lassen sich zudem kombinieren mit scharf gewürzten asiatischen Speisen, denn der Geschmackseindruck von Schärfe wird durch Alkohol intensiviert.

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