Winzer in der Corona-Krise

28. September 2020

Gemäß dem deutschen Weingesetz aus dem Jahr 1994 gibt es in Deutschland 13 Weinanbaugebiete zur Erzeugung von Qualitätswein, die geographisch exakt abgegrenzt sind. Die Namen der Weinbaugebiete lauten

  • Ahr
  • Baden
  • Hessische Bergstraße
  • Franken
  • Mittelrhein
  • Mosel-Saar-Ruwer
  • Nahe
  • Rheingau
  • Rheinhessen
  • Pfalz
  • Württemberg
  • Saale-Unstrut
  • Sachsen

Des Weiteren sind die Weinanbaugebiete nochmals in Bereiche unterteilt. Insgesamt gibt es in Deutschland eine Weinanbaufläche von ca. 100.000 ha. Dies mag sich auf den ersten Blick sehr viel anhören, ist aber in Wirklichkeit gerade ein Bruchteil, nämlich 11 %, der Weinanbaufläche von Frankreich. Statistisch gesehen trinkt jeder Deutsche zwischen 23 und 24 Liter Wein pro Jahr. Im Übrigen werden in Deutschland ca. 140 Rebsorten angebaut, die sich wiederum unterteilen in mehr als 100 Weißwein- und 35 Rotwein-Rebsorten. International betrachtet ist Deutschland das typische Weißwein-Anbaugebiet, wobei jedoch seit etwa Mitte der 80er Jahre die Nachfrage nach deutschem Rotwein stetig am Wachsen ist.

Aufgrund von Corona viele Weinfeste abgesagt

Mit dem Ausbruch von Corona wurden viele der bekannten und meist auch gut besuchten Weinbaufeste in den verschiedenen Regionen Deutschlands abgesagt. Dennoch gibt es Gemeinden und Kommunen, wie zum Beispiel in Sachsen, wo die Winzer die Veranstaltungen nicht komplett ausfallen lassen wollen. Dort setzt man unter anderem auf kleinere und dezentrale Feierlichkeiten. Teilweise werden die Feste nicht in den Straßen der Stadt gefeiert, sondern in die Weinberge ausgelagert.

Auch in Ahrweiler gibt es einen Hoffnungsschimmer in Bezug auf die Weinfeste. Bereits die Reben-Wandertage im Frühjahr oder der Weinsommer mit der Proklamation der neuen Hoheiten fielen aus. Gerade jetzt im Herbst plant man Weinfeste in kleinerem Rahmen ohne Live-Musik und ohne Möblierung auf dem Festplatz. So können Winzer zumindest im kleinen Rahmen ihre Weine anbieten und etwas von den Verlusten ausgleichen, die nicht nur diese Branche hart getroffen hat.

Wie wirken sich schlechtes Wetter und der Klimawandel auf den Weinanbau aus?

Winzer haben jedoch nicht nur mit den Auswirkungen von Corona zu kämpfen, sondern auch mit dem Wetter. Viele der Reben sind durch Hitzestress oder durch Schädlinge betroffen und werden so zum Problem für die Weinbauer. Eine Lösung, die vielleicht aus dem Dilemma helfen könnte, wären widerstandsfähige Rebsorten. Dazu müssten jedoch die Winzer beginnen umzudenken und sich teilweise von den traditionellen Rebsorten trennen. Dies ist ein schwieriger Prozess, denn teilweise gibt es Rebsorten seit mehr als 100 Jahren, auf die nicht nur die Weinbauer, sondern auch die Region stolz sind.

Gegen die Reblaus oder gegen die verschiedenen Pilzinfektionen greifen die Weinbauer immer mehr zu Fungiziden und die Tendenz ist steigend. Im ökologischen Weinanbau ist der Einsatz von Chemie jedoch nicht erlaubt, sodass die Weinbauer sich hier etwas einfallen lassen müssen, wenn es nicht zum kompletten Ernteausfall kommen soll. Die Lösung sind hier pilzwiderstandsfähige Rebsorten, die mit natürlichen Abwehrkräften sowohl dem Mehltau wie auch dem Klimastress trotzen können. Allerdings geht die Züchtung von neuen Rebsorten nicht von heute auf morgen, da die Sorten nicht im Labor entstehen, sondern in den Weinbergen.

Winzer fordern Hilfe von der Politik

Ob Corona oder Klimarisiken, Winzer müssen jederzeit um ihre Existenz fürchten. Versicherungen sind vielfach zu teuer und lohnen für die wenigsten. An dieser Stelle ist die Politik gefragt. Winzer fordern Unterstützung aus der Politik in Form eines Risikomanagements mit einer Mehrgefahrenversicherung. Sicherlich sind die Winzer bereit einen Anteil des Risikos in Form von Beiträgen für Versicherungen zu zahlen, aber auch Bund und Länder müssen sich beteiligen – so die Forderung des Winzerverbandes.

Erhebliche Kosten bei der Weinproduktion

Sicherlich fragt man sich beim Kauf von Wein, warum dieser so teuer sein muss. Oder warum Weine aus bestimmten Regionen ein Vielfaches mehr kosten als Weine aus anderen Regionen. Dies ist einfach zu beantworten, denn auf die Winzer kommen eine Reihe von Kosten zu, bis der Wein endlich in Flaschen abgefüllt wird und in den Regalen zum Verkauf steht. In der folgenden Tabelle bekommt man einen kurzen Einblick darüber, welche Kosten ein Weinberg pro Hektar verursacht. Dabei geht man von einem Stundenlohn von ca. 30 Euro für Betriebsleiter und rund 11 Euro für Erntehelfer aus.

pro Literflasche Ortswein Lagenwein Spitzenwein
Erntemenge in Hektoliter 105 Hektoliter 80 Hektoliter 50 Hektoliter 30 Hektoliter
Arbeitszeit in Stunden 200 Stunden 200 Stunden 200 Stunden 200 Stunden
Löhne 3600,00 € 3600,00 € 3600,00 € 3600,00 €
Kosten für die Handlese ./. 330,00 € 2200,00 € 2200,00 €en für
Kosten für Pflanzenschutz und Düngung 850,00 € 950,00 € 950,00 € 950,00 €
Kosten Buchführung, Pacht usw. 2200,00 € 2200,00 € 2200,00 € 2200,00 €
Kosten pro Flasche 1,11 € 1,19 € 2,14 € 3,70 €

Quelle: Meininger Verlag GmbH

Dies ist nur ein kleiner Auszug aus den laufenden Kosten. Hinzu kommen Kosten für Nachpflanzungen, Maschinenkosten, Weiterbildung, Lagerung und anderes. Dies erklärt unter anderem die großen Kostenunterschiede bei den verschiedenen Weinen und Rebsorten.

Führen steuerliche Vorteile zu Kosteneinsparungen bei den Winzern?

Diese Frage kann nicht so einfach pauschal beantwortet werden. Von Bundesland zu Bundesland, ja sogar von Winzer zu Winzer kann dies verschieden sein. Möchten Winzer genauer wissen, ob durch steuerliche Vorteile Kosteneinsparungen möglich sind, dann sollten Sie mit ihrem Steuerberater darüber sprechen, denn er kennt die Gesetzeslage vor Ort und auch die geschäftlichen Belange seines Kunden, dem Winzer am besten.  Ebenfalls können Leistungen und Funktionen einer Buchhaltungssoftware hilfreich sein, den Winzer bei seiner Buchhaltungspflicht zu unterstützen.

Zusammenfassung

In Deutschland gibt es 13 große Weinanbaugebiete, die exakt abgegrenzt und nach dem Weingesetz von 1994 festgelegt sind. Deutschland gilt als Land des klassischen Weißweins, wobei jedoch die Nachfrage nach Rotwein deutlich ansteigt. Winzer haben in diesem Jahr nicht nur mit den Folgen von Corona zu kämpfen, sondern auch mit dem Klimawandel und anderen Dingen.

Letzte Beiträge