wine – just a drink

8. Oktober 2015

Matt Skinner meint: „Gewürztraminer ist einer der krassesten Typen unter den Trauben. Ein Transvestit mir viel Make-up.“ Und über Sommeliers sagt er: „Sie wissen nicht alles, glauben Sie mir.“ Bevor Sie nun denken: „Toll, ein Buch von einem schnoddrigen Jungen kann mir gestohlen bleiben“, lesen Sie erst einmal weiter.

Der Australier Matt Skinner ist hierzulande weniger bekannt. Es sein denn, man schaut regelmäßig die Kochsendung von Jamie Oliver. So findet sich auf dem Cover auch dessen Huldigung an den Weinfachmann und auf dem ersten Blick drängt sich vielleicht der Verdacht auf, dass hier auf der Jamie Oliver-Welle geritten werden soll. Aber die beiden haben tatsächlich vieles gemeinsam, so zum Beispiel die Ausdrucksweise. Warum also nicht darauf hinweisen?

Wie ein gut gemachtes Boulevardblatt

Wenn andere Weinbücher bei einem Dessertwein das vibrierende Spiel der Aromen und dessen Samtigkeit preisen, erklärt Skinner: „Süße Weine erinnern mich an Schlagzeuger. Sie sind technisch grandios, werden aber kaum beachtet. Die Lorbeeren ernten die anderen in der Band. Und so wie der Schlagzeuger immer ganz hinten sitzt, findet man die Dessertweine in der Weinkarte auch immer ganz am Ende.“ Wer sich an solchen Vergleichen stört oder meint, die Sprache sei dem edlen Produkt gegenüber nicht angemessen und scheint eher einem Boulevardblatt entsprungen, wird das Buch wohl schnell zur Seite legen. Wer aber auf hochgestochene und blumige Sprache verzichten kann, hat mit „wine- just a drink“ (in Original übrigens „thirsty work“) sicher seine Freude.

Interessantes auf den Punkt gebracht

Der Aufbau des Buches ist traditionell. Man erfährt etwas zur Geschichte und der Erzeugung von Wein und liest Spannendes über die Besonderheiten der wichtigsten Weinanbaugebiete. Selbstverständlich fehlt auch der Abschnitt zur Weinprobe (schmecken, darüber reden) nicht. Ein Kapitel zum Weinanbau vermittelt zudem Wissenswertes. Und auch hier wieder: Statt ausladend auf die speziellen klimatischen Gegebenheiten von Nord- und Südhalbkugel einzugehen, bringt Skinner den Unterschied der Weinen von den beiden Halbkugeln mit der simplen Formel „Südhalbkugel = mehr Sonne = mehr Frucht + höherer Zuckergehalt = weniger Säure + mehr Alkoholgehalt“ auf den Punkt. Das kann man sich doch endlich mal merken!

Die Bebilderung – Traditionelles und Neues

Bei der Bebilderung des Buches ist man einen Mittelweg gegangen. Die traditionellen Bilder schöner Trauben und ansprechender Bilder aus den Weinbergen fehlen nicht. Ganz hübsch sind auch die fotografischen Hinweise zu den Aromen der verschiedenen Rebsorten. So finden sich Bilder von Kirschen, Tabak und Pfeffermühlen. Ungewöhnlicher sind allerdings die Schwarz-Weiß-Bilder oder auch die Verwendung von Kontaktabzügen, auf denen die Perforation des Filmes zu sehen ist.

„wine – just a drink“ ist kein Buch für den fortgeschrittenen Weinliebhaber. Es ist allerdings eines der wenigen Werke, das einen passionierten Biertrinker dazu bringen könnte, sich einmal dem Wein zuzuwenden.

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